Zur Geschichte der Kleingartenanlage
Die Erinnerungen der Alten sind die Schätze der Jugend
Unser "Mini" - Kleingartenverein befindet sich auf einem geschichtsträchtigen Gelände. Hier befanden sich das Zittauer Neißebad und ein Sportplatz. Ab dem Jahr 1868 befand sich das Garnisonsbad der Stadt Zittau an der Neiße. Im Jahre 1893 erfolgte der Abschluß eines Pachtvertrages zwischen der Stadt Zittau und der königlichen Garnisonsverwaltung zu Zittau.
Am 15. Mai 1914 wird das Neißebad als Licht- und Luftbad eröffnet. Zwischen 1915 und 1926 wurden 2 Sprungbretter und 2 Kähne angeschafft und in Betrieb genommen.
Aufgrund der ➥ Verlegung des Flußbettes der Neiße und der Errichtung des Neißewehres, wurde die Flußbadeanstalt am 03. Juli 1927 eingestellt und das neu angelegte Neißebad am 27. Mai 1928 eingeweiht. Im Bett des dabei neu entstandenen Papiermühlgrabens gelegen, war dieses Familienbad vom 15. Mai bis 15. September geöffnet, und wurde 1929 durch einen Turn- und Spielplatz erweitert.
Das an der Grottauer Straße (heute Friedensstraße) gelegene Haus der ehemaligen Gärtnerei Fiedler war das ehemalige Wegegeldeinnehmerhäuschen.
Mit dem Wasser des Papiermühlgrabens wurden die Turbinen der Stadtmühle (Mauermannmühle) betrieben. Der Papiermühlgraben (diente auch als Wasserspender unserer Kleingärtner) wurde Ende der 1970er/Anfang 1980er Jahre verrohrt und die Fläche entlang der ehemaligen "Robur"-Werke aufgeschüttet und begradigt.
Bedingt durch die mit dem Kriegsende entstandene neue Grenzführung mußten für die Mülldeponie der Stadt Zittau neue Lagerplätze geschaffen werden.
Da bereits mit Baubeginn 1909 das Westbad als Freizeit- und Erholungsstätte für die Zittauer Bürger vorhanden war, entschieden 1946 die Zittauer Stadtväter, das ehemalige Neißebad bis Straßenhöhe mit Reststoffen aufzufüllen. Im Rahmen der Brachlandaktion wurde im Oktober 1946 das aufgefüllte Gelände zur gärtnerischen Nutzung übergeben.
Am 10. Februar 1951 erfolgte die Eintragung in das Register mit der Spartenbezeichnung "Einheit".
Im ersten Jahr wurden überwiegend Kartoffeln angebaut, da der Reststoffplatz nur mit wenig Boden abgedeckt war. Mit viel Mühe und Fleiß der Kleingärtner wurde die Bodenqualität von Jahr zu Jahr besser, sodass auch bald Gemüse angebaut sowie Bäume und Sträucher angepflanzt werden konnten.
Da es noch keine Wasserleitung gab, wurde das Wasser aus dem Papiermühlgraben oder aus der Neiße geholt: mit Eimern getragen oder mit einem kleinen Gefährt in den Garten transportiert.
Alle Kleingärtner haben im Laufe der Jahre ihre Gärten verschönert. Es wurden Lauben gebaut, Frühbeete und Gewächshäuser angelegt, um möglichst zeitig im Frühjahr etwas "Grünes" zu ernten.
In einigen Gärten wuchs auch der Weihnachts- oder Osterbraten heran. In gemeinnütziger Arbeit wurden u.a. das gesamte Objekt umfriedet, für alle Gärten Wasser- und Elektroanschlüsse eingerichtet, schrittweise das Vereinshaus in der heutigen Ausstattung sowie Lager- und Werkstatträume und die Ladenstraße für die Gartenfeste oft unter komplizierten Bedingungen geschaffen.
Mit viel Liebe zur Sache und Improvisationsgeist wurden Schwierigkeiten überwunden.
Die Fläche der Anlage betrug bei der Gründung 13433 m² und umfaßte 66 Gärten mit einer durchschnittlichen Größe von 200 m².
Im Laufe der Zeit reduzierte sich die Zahl der Gärten durch Zusammenlegung auf 62.
Mit der Errichtung der Grenzübergangsstelle mußten 12 an der Friedensstraße gelegene Gärten devastiert werden, sodass die Anlage heute noch 50 Parzellen besitzt.
Diese Maßnahme löste bei den Gartenfreunden sicherlich keine Begeisterung aus - immerhin ging für einige Pächter ein Stück ihres Lebens zu Ende.
Dennoch konnten unter Verantwortung des Vorstandes mit der Stadtverwaltung Zittau alle anstehenden Probleme im gegenseitigen Einverständnis und zur Zufriedenheit aller Beteiligten geklärt werden. Für die Aufgabe der Gärten stellte die Kommune finanzielle Mittel als Entschädigung zur Verfügung. Auch vereinseigene Einrichtungen wurden finanziell entschädigt bzw. materiell ersetzt.
In der nunmehr über 70-jährigen Geschichte unserer Kleingartenanlage hat gemeinsame Arbeit und Geselligkeit immer eine große Rolle gespielt.
Voller Stolz schwärmen ältere Gartenfreunde vom gemeinsam Geschaffenen für die Anlage, aber auch von gemütlichen Stunden im Spartenheim oder vom ersten Sommer- und Kinderfest im Jahre 1951.
Jedes Mitglied zahlte hierzu an die Sparte einen Stützungsbetrag von 5,00 Mark. Darüber hinaus mußten Fleisch-, Fett- und Brotmarken abgegeben werden. Stühle, Tische und Jahrmarktbuden wurden ausgeliehen.
Dank der aktiven Beteiligung aller Vereinsmitglieder wurde das Fest ein großer Erfolg für den Verein und die Bewohner der Südstadt.
Von den Mitgliedern wurde das gezahlte Stützungsgeld nicht zurückgenommen.
So konnten mit diesem Geld und mit erzielten Überschüssen weiterer Gartenfeste Schritt für Schritt das massive Vereinshaus, die Ladenstraße, ein Podium, die Tanzdiele und die Kegelbahn angeschafft werden.
Das erforderliche Rüstmaterial wurde von den Gartenfreunden im Forst geschlagen. Die Gartenfeste und die anfangs damit noch verbundenen Umzüge entwickelten sich zu einer guten Tradition der Anlage und des umliegenden Wohnbezirks.
Durch die Initiative einiger Vereinsmitglieder wurde 1988 die Bewirtschaftung in gemeinnütziger Arbeit zur Zufriedenheit der Gartenfreunde und ihrer Gäste wieder aufgenommen.
Nach der Jahrtausendwende wurde damit begonnen, die Vereinsgebäude zu sanieren.
So erstrahlen das Vereinsheim, die Grillecke, die Außentoilette und die Küche in neuem Glanz.
- wird fortgesetzt... -
Ein ganz herzliches Dankeschön an dieser Stelle unseren beiden Vereinschronisten Herbert Stöcker (verstorben 2020) und Herbert Matyschok, ohne deren akribische "Sammelleidenschaft" die Geschichte unseres Vereins in Wort und Bild heute so nicht mehr nachvollziehbar wäre.